Heimat- und Geschichtsverein Dorste e.V.

Auf der Suche nach unserer geschichtlichen und kulturellen Vergangenheit!

Die Engel Güeksche

Sie war ein altes Weib und hieß Engel Güeksche. Aber sie war kein Engel, sondern stand mit dem Teufel im Bunde. Das wusste jeder im Dorfe. Den Leuten spielte sie gerne einen Schabernack. Wusste sie, dass irgendwo ein Schwein geschlachtet wurde, so stand sie sicher am Hoftor, auch wenn der Schlachter vor Tau und Tag anfing. Sie kicherte vor sich hin und murmelte. Da konnte der Schlachter stechen, wie er wollte, es kam kein Blut. Aber wegjagen mochte sie keiner, jeder hatte Angst vor ihr. Die Leute versprachen ihr eine Wurst. Kaum war sie weg, so quiekte das Schwein und alles ging zu, wie es beim Schweine schlachten zugehen muss.

Einst kam sie in ein Bauernhaus. Da hatte die Frau gerade Gänse geschlachtet, gerupft und ausgenommen. Sie freute sich über das schöne Gänseschmalz. Als sie die Hexe kommen sah, wurde sie ärgerlich und deckte ihre große Beiderwandschürze über die Gänse. "Häst du nich en betten Gaaseßmalt for meck?" fragte Engel Güeksche. "Wüher ßölle eck woll Gaaseßmalt hebben?", antwortete die Bauersfrau, die nicht gern Gänseschmalz abgeben wollte. Aber die Alte grinste und murmelte. Dann rief sie: "Hullehullehulle!" Da sprangen die beiden toten Gänse ohne Federn und mit leerem Leib unter der Schürze hervor, watschelten im Zimmer umher und schnatterten. Schnell gab die Frau der Hexe einen Topf mit Gänseschmalz. Kichernd humpelte die Alte davon und murmelte etwas. Die Gänse aber lagen wieder unter der Schürze und rührten sich nicht.

Bekam Engel Güeksche bei den Leuten nichts, so humpelte sie in den Stall, sah sich das Vieh an und murmelte und murmelte. Dann wollten die Schweine nicht mehr fressen, die Kühe rammten mit den Hörnern zusammen und rissen sich große Wunden, den Pferden stand der Schaum vor dem Munde, und die Hühner bissen sich gegenseitig tot. Darum sperrten die Leute alle Ställe zu, wenn sie kam. Aber die Hexe war doch schlauer als sie. Sie verwandelte sich in eine schwarze Katze und tat, als ob sie Mäuse fangen wollte. Lief sie unter einer Kuh durch, fraß die nicht mehr und verendete. So hat sie viel Vieh behext, dass es umkommen musste.

Aber endlich erhielt die Hexe doch ihre Strafe für ihre scheußlichen Taten. Sie hatte wieder ein Schaf totgehext, da nahmen die Leute das tote Schaf mit in die Stube, machten Türen und Fenster fest zu, schnitten das Herz heraus und kochten es. Da begann's draußen unter dem Fenster zu wimmern und zu ächzen. Je mehr das Herz erhitzt wurde, desto lauter wurde das Gewimmer. Endlich glaubten die Leute das Herz sei gar. Sie nahmen einen langen Stachel und stachen in das Herz hinein. Da erscholl ein schrecklicher Schrei unter dem Fenster. Dann wurde es still. Am nächsten Morgen lag die Engel Güeksche tot im Bett. In der Brust gerade über dem Herzen saß eine kleine Wunde. Darauf war ein schwarzer Blutstropfen.  

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