Heimat- und Geschichtsverein Dorste e.V.

Auf der Suche nach unserer geschichtlichen und kulturellen Vergangenheit!

1 Kurzer Abriss der Dorster Geschichte


Quellen:
− Ernst, Willi/Hoffmeister, Ulf/Dunemann, Fred-Rainer (1991): 250 Jahre
Schüttenhoff Dorste1742-1992, Drake-Druck, Osterode am Harz
− Gespräche und Interviews mit Einwohnern Dorstes
− Jäger, Herlmut (1963): Zur Methodik der genetischen Kulturlandschaftsforschung.
Zugleich ein Bericht über eine Exkursion zur Wüstung Leisenberg, Berichte zur
deutschen Landeskunde, Band 30
− Ohainski, Uwe/Udolph, Jürgen (2000): Die Ortsnamen des Landkreises Osterode,
Band 40 Niedersächsisches Ortsnamenbuch, Verlag für Regionalgeschichte,
Bielefeld

Die Herkunft des Ortsnamens „Dorste“
Bisherige Interpretationen des Ortsnamens bezogen sich häufig auf eine „Durchfahrt“ oder "Drüberfahrt“. Damit ist die Möglichkeit gemeint, nahe Dorste über die Söse zu gelangen, die dort so flach ist, dass sie nicht überbrückt werden musste. Der etymologische Ansatz dafür ist das germ. „dura“, aus dem sich der Name entwickelt haben könnte. Die Bedeutung als Türstätte oder Torstätte wird heute noch im engl. „Door“ und der dt. „Tür“ deutlich.
Eine andere Erklärungslinie geht von der indogermanischen Wurzel „dheu-r“- aus, was soviel wie
„laufen, rinnen, fließen“ heißt. Die Namensbedeutung als "Ort des Fließens" würde sich klar auf die Nähe zur Söse und zum Mühlenbach beziehen.
Ohainski und Udolph (2000) halten in der bislang jüngsten Untersuchung des Namens beide Erklärungsansätze für unwahrscheinlich. Dabei beachten sie mit Dorestad (in den Niederlanden) und Dorstadt (bei Wolfenbüttel) auch zwei Orte, deren Namen einen ganz ähnlichen Ursprung haben müssen. Laut ihnen geht die erste Silbe des Ortsnamens „Dor-“ zwar zunächst in der Tat auf „Dura-“
zurück. Nach dem Vernerscheln Gesetz geht aber „s“ in „r“ über und lässt somit auf das germanische „Dusa-“ schließen.
Dieser Wortstamm ist vor allem in den nordgermanischen Sprachen häufig: norw. dialekt. „døysa“ für „aufhäufen“, Dwaoshl ursprünglich „Staub-, Abfallhaufen“, anord. dys „aus Steinen aufgeworfener Grabhügel“, norw. dialekt. „dussa“ für „ungeordneter Haufen“, schwed. „dös“ für „Grabhügel“, dän., norw. „dysse“ für „Steinhaufen, Dolmen, Grabhügel“. Grundlage ist stets „wehen, stieben“ (vom Sand u.a.), ähnlich wie dt. „Düne“ als „Anhäufung von Sand oder Erde“.
Hält man sich vor Augen, dass Dorste auf einer erhöhten Position nahe der Söse liegt (ähnlich wie andere Orte mit diesem Namensstamm erhöht an Gewässern liegen), kann der Ortsname als „Hügelstätte, Sandhügelstätte“ interpretiert werden. Im Gebiet des heutigen Dorste hat der Zusammenfluss von Söse und dem Mühlenbach dazu geführt, dass Sand und Erde diese erhöhte Lage
geschaffen haben.

Hinweise auf das Alter Dorstes
Der Vergleich mit anderen Orten, die einen ähnlichen Namen tragen zeigt, dass Dorste sehr wahrscheinlich schon vor der fränkischen Eroberung Norddeutschlands im 8. Jh. gegründet wurde. So wurde das niederländische Dorestad (einst ein bedeutender Handelsplatz) schon im 7. und 8. Jh. als Dorestate, Dorestati, Dorestat, Derstat, Dorostates und Dorostate in Quellen genannt.

Dorste im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit
Dorste wurde zum ersten Mal im Jahr 1218 in einem Stiftungsbrief des Jakobiklosters zu Osterode erwähnt. Der Name des Ortes deutet jedoch darauf hin, dass er wesentlich älter ist (siehe weiter oben). Ähnlich verhält es sich bei umliegenden Dörfern mit gleicher Namensgeschichte (Marke, Ührde, Förste, Pöhlde). Diese Dörfer liegen meist in den fruchtbaren Tälern der Söse und anderer Flüsse, während später gegründete Orte häufig an den umliegenden Hügeln oder schmalen Tälern
gegründet wurden. Typisch dafür sind die um Dorste liegenden Wüstungen, die auf "-hagen" enden.

Abgesehen von der Zugehörigkeit zum Herrschaftsbereich der Welfen ist bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts nichts weiteres über den Ort bekannt. Im Jahr 1269 kam Dorste bei einer Teilung durch Otto „das Kind“ unter die Herrschaft von Ottos Sohn Albrecht I. Bei einer nochmaligen Teilung fiel Dorste 1285 an Heinrich „den Wunderlichen“. Heinrich war ab 1291 der erste Herzog des neu gegründeten Fürstentums Grubenhagen. Der Name Grubenhagen entstand erst um 1617, der vorherige Name des Fürstentums ist unbekannt.

Im 14. Jahrhundert wurde die Gegend um Dorste für einige Jahrzehnte besetzt. 1365 nahm Friedrich, Landgraf von Thüringen, die zwischen Stauffenburg und Osterode gelegenen Schlösser und Burgen im Krieg gegen Herzog Albrecht II. ein, zu denen auch die Burg Lichtenstein in der Nähe von Dorste gehörte. In der Folgezeit wechselte die Gewalt über den Ort öfter zwischen dem Erzbistum Mainz, dem Herzog Albrecht von Grubenhagen und den Städten Osterode und Herzberg. Auch die Familien von Dyke, von Hoyer, von Leuthorst sowie die Klöster in Einbeck, Katlenburg und Hildesheim besaßen Land, Höfe und Steuerrechte in und um Dorste.

Im 15. Jh. soll Dorste laut Jäger (1963) zeitweise wüst gefallen, Anfang des 16. Jh. aber neu besiedelt worden sein. Das hält Kühlhorn (1970) allerdings für unwahrscheinlich, da 1525 Äcker der Wüstung Wanemangere von Dorste aus bestellt wurden, 1519/1520 die Dorster Kirche mit 15 Schilling eine ähnliche hohe Summe wie der Amtssitz Lindau abzuliefern hatte und in den Jahren zuvor aus Dorste stammende Personen Bürger von Göttingen wurden.
Auch aus einem anderen Grund ist es unwahrscheinlich, dass Dorste wüst war: Die Einwohner aus sieben umliegenden Dörfern, die wohl Ende des 14. bis Mitte des 15. Jh. aufgeben wurden, sollen zu einem guten Teil nach Dorste übergesiedelt sein. Straßennamen wie die Hagenstraße bezeugen diese Ansiedlung, da es sich bei den aufgegebenen Dörfern größtenteils um "-hagen-“ Dörfer handelte. Dorste war somit ein Profiteuer der spätmittelalterlichen Wüstungswelle. Es ist nicht anzunehmen, dass das Dorf nach dieser Übersiedlungsphase wüst geworden ist. Davor wäre es möglich gewesen, da die Einwohner aus den umliegenden Dörfern dann Dorste z.B. aufgrund seiner zentraleren
Lage neu besiedelt und ihre ursprünglichen Dörfer dabei aufgegeben hätten. Dafür gibt es allerdings keine Hinweise.
Nicht auszuschließen ist allerdings, dass Dorste in der genannten Zeit stark an Bevölkerung verloren hat. Dafür kann es verschiedene Gründe geben (siehe Wüstungsursachen). Am wichtigsten war  sicherlich aufgrund der großen Bedeutung der Landwirtschaft die Agrarkrise, die durch niedrige Getreidepreise ausgelöst wurde.
Sowohl aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618– 1648) als auch der des Siebenjährigen Krieges (1757– 1764) ist nichts Genaueres zum Dorfgeschehen überliefert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort teilweise zerstört. Kurz danach findet sich die älteste Kirchenrechnung aus dem Jahr 1665, während die Kirchenbücher bereits seit 1627 geführt werden.

Die Dorster Kirche wurde 1299 erstmals erwähnt, als Eigentumsrechte in ihr verschenkt wurden. Im folgenden war Dorste Pfarrsitz. Die heute bestehende St.-Cyriaci- Kirche wurde 1822 bis 1824 neu erbaut. Der untere Teil des Kirchturms, in dem sich das Erbbegräbnis der Familie von Hedemanns befindet, ist der einzige noch von der alten Kirche stammende Teil. Die Hedemanns übten als langjähriger Eigentümer des Edelhofes einen großen Einfluss auf die Entwicklung Dorstes aus.



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