Vom Hexenbrei
In der Mühle in Dorste wurde jede Nacht Unfug verübt. Die Säcke wurden aufgeschnitten, im Mehl fanden sich Kieselsteine und Schuhnägel, Geschirr wurde zerbrochen, und auf dem Boden ging es zu, als wenn Kirmes wäre. Wohl legte sich der Müller mit dem Müllerburschen auf die Lauer, aber sie sahen keine Menschenseele. Alle Türen und Fenster wurden verschlossen und zugebunden, aber des Nachts, als die Turmuhr 12 Uhr schlug, ging das Spektakel wieder los.
Gegen Morgen aber sah der Müllerbursche zufällig eine schwarze Katze aus dem Hühnerwiemen kriechen. Das kam ihm verdächtig vor. In der nächsten Nacht machte er ein tüchtiges Feuer auf dem Herd und kochte einen großen Topf voll Brei. Um Mitternacht kamen drei schwarze Katzen durch den Hühnerwiemen in die Mühle. Der Müllerbursche schloss die Tür. Dann füllte er den großen hölzernen Schleif mit heißem Brei und schlug ihn jeder Katze auf den Kopf.
Die Katzen jaulten, bissen und kratzten, aber sie konnten nichts sehen, da ihnen der kochende Brei die Augen verbrannte. Unbarmherzig prügelte der Müllerbursche auf ihnen herum. Als es ihm genügend erschien, warf er sie aus dem Fenster auf die Straße. Am anderen Morgen waren die drei Katzen fort. Aber drei alte Frauen im Dorf waren in der Nacht blind geworden und starben am selben Tag. Der Unfug in der Mühle aber war für immer vorbei.