Das Kirchhofgespenst
In der Spinnstube in Dorste ging es hoch her. Die Jungen ärgerten die Mädchen, sie hätten keinen Mut. Ein keckes Mädel aber war dabei, das meinte, sie fürchte sich vor nichts.
Da wetteten die Burschen, sie ginge nicht zur Mitternacht über den alten Kirchhof. Das Mächen lachte nur und ging beherzt los.
Auf der Kirchhoftreppe stand eine schwarze Gestalt. Sie hatte einen großen Hut mit breiter Krempe auf, den sie tief ins Gesicht gezogen hatte, und versperrte ihr den Weg. Das Mädchen glaubte, es sei einer der Spinnstubenbuben. Sie riss den Hut herunter und lief fort.
In der Spinnstube angekommen, warf sie den Hut auf den Tisch. Plötzlich hörten alle eine wimmernde Stimme unter dem Fenster: "Meck, meck, meck mein Spendelein, meck, meck, meck mein Hütelein."
Als das Wimmern nicht aufhörte, öffnete das Mädel das Fenster und reichte den Hut hinaus.
Plötzlich zog ein eisig kalter Wind durch die Stube, im gleichen Augenblick aber fiel das Mädchen tot zu Boden.